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WDR 5, 23. Juli 2015

Charlotte’s Web und ein steil wachsender Markt

Nach der Legalisierung von Cannabis in Colorado

Dass Colorado als erster US-Bundesstaat zu Beginn des letzten Jahres den Kauf und den Konsum von Cannabis legalisierte, erregte weit über die Vereinigten Staaten hinaus Aufsehen. Ein Besuch in Colorados Hauptstadt Denver zeigt, wie sich die Aufhebung des Verbots seitdem ausgewirkt hat.

Die Cannabis-Industrie in Colorado ist der in den USA zurzeit am schnellsten wachsende Markt. Bekannt wurde der Fall der fünfjährigen, schwer epileptischen Charlotte Figi. Ihre Mutter Paige erzählt der Autorin Giusi Valentini, dass Charlotte, als sie bereits schwer krank und dem Tod geweiht war, mit Cannabis-Öl behandelt wurde. Ihr Zustand verbesserte sich daraufhin rasch, und das Kind habe seitdem nur noch zwei Anfälle pro Monat. Seitdem heißt das Öl nach dem Mädchen „Charlotte’s Web“. Cannabis-Öl enthält einen hohen Anteil an Cannabidiol (CBD), das gegen Krankheiten wie Krebs und Multiple Sklerose wirken soll. Diese Wirksamkeit ist allerdings nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Die psychoaktive Substanz, die Rauschzustände bewirkt, heißt THC. Charlotte’s Web enthält davon nur wenig, das Öl kann als Nahrungszusatz gelten.
Der Architekt John, ein weiterer Gesprächspartner der Autorin, hat in Dallas, Texas, wo, wie noch in insgesamt 23 US-Bundesstaaten, Cannabis nicht legal ist (in einigen ist es nur für medizinische Zwecke zugelassen), seinen Darmkrebs mit Cannabis-Öl behandelt....▸ weiterlesen

Das grüne Gold

Die Wirtschaft entdeckt Cannabis

Von Giusi Valentini

WDR 5, Reihe: Neugier genügt – Feature
23. Juli 2015, 10.05 Uhr, 25 min.
SWR2, 20. Juli 2015

Fukushima, vier Jahre nach der Katastrophe

Die Japanologin Barbara Geschwinde hatte nach der Dreifach-Katastrophe vom 11. März 2011 wegen der radioaktiven Strahlung Angst, das Land wieder zu betreten. Sie beschloss nun, in die Präfektur Fukushima zu reisen und will sogar die Sperrzone betreten.

Sie trifft den Fischer Sakurai Yoshimori, der an jenem 11. März vor vier Jahren, um sein Schiff zu retten, nach dem Erdbeben mit seinem Boot weit aufs Meer hinaus gefahren war und von dort aus die Flutung des Akw durch den Tsunami sah. Sein Haus, in dem sich Frau und Schwiegertochter befanden, stand nur fünf Kilometer vom Akw entfernt. Als er ins Haus zurückkehren wollte, hatte der Tsunami es mitsamt seinen Angehörigen fortgerissen. Sakurai ist über 70 und will nicht mehr in die Heimat zurück. Er weiß, wäre er am 11.3.2011 zu Hause geblieben, wäre er umgekommen. Heute lebt er mit seinem ältesten Sohn in Iwaki, knapp 50 km vom Atomkraftwerk Fukushima Daiichi entfernt. In Iwaki haben sich viele nach der Katastrophe Evakuierte ein neues Heim eingerichtet. Sakurai fühlt sich heute heimatlos, traurig und einsam.

Die Englisch-Lehrerin Hiromi stammt wie Sakurai aus dem Dorf Namie. Sie nimmt die Autorin in die heutige Sperrzone mit – ohne Schutzkleidung oder Mundschutz, was auch nicht kontrolliert...▸ weiterlesen

Nach dem Super-GAU

Eine Reise nach Fukushima

Von Barbara Geschwinde
(Wiederholung Dienstag, 21.7.2015, 10.05 Uhr)

SWR2, Reihe: Tandem
20. Juli 2015, 19.20 Uhr, 30 min.
DRadio Kultur, 15. Juli 2015

„Für mich ist das schrecklich“

Im Gespräch: Michael Buback glaubt nicht mehr an eine juristische Aufklärung des Mordes an seinem Vater Siegfried

Seit nunmehr acht Jahren untersucht der Chemieprofessor Michael Buback akribisch die Umstände der Ermordung seines Vaters, des Generalbundesanwalts Siegfried Buback und dessen beider Begleiter, im Jahr 1977. Er hat ein Buch darüber verfasst und von Herbst 2010 an einen über anderthalbjährigen Gerichtsprozess gegen Verena Becker, nach seiner Auffassung die Todesschützin, als Nebenkläger miterlebt. Ein Gericht jedoch will sich ihm nicht anschließen.
Michael Buback rekapituliert im Gespräch, wie er selber den Mord 30 Jahre lang für aufgeklärt hielt, und wie es 2007 im Kontext der Gnadendebatte für den Terroristen Christian Klar dazu kam, dass er im Team mit seiner Frau eigene Untersuchungen begann. 
Michael Buback sieht es heute als erwiesen an, dass die Täter auf dem Tatmotorrad, in seinen Augen Günter Sonnenberg und Verena Becker, für die Tat nie verurteilt wurden. Beide wurden wenige Wochen nach dem Mord Anfang Mai 1977 im südbadischen Singen nach einem heftigen Schusswechsel mit der Polizei, der Schwerverletzte forderte, ergriffen. Dass sie die Tatwaffe und einen Schraubendreher, der an der Tat-Suzuki fehlte (ein „Kainsmal“ für Buback), dabei hatten, lenkte verständlicherweise auf beide einen starken Tatverdacht. Dazu fanden sich Haarspuren von Verena Becker an einem Motorradhelm, und den Ermittlungen zufolge hatte Günter Sonnenberg das Tatfahrzeug...▸ weiterlesen

Wird der Mord an Ihrem Vater wohl je aufgeklärt?

Klaus Pokatzky im Gespräch mit Prof. Michael Buback, em. Professor für Chemie an der Universität Göttingen und Sohn des von der RAF ermordeten Generalbundesanwaltes Siegfried Buback
DRadio Kultur, Reihe: Im Gespräch
15. Juli 2015, 9.07 Uhr, 53 min.
SWR2, 13. Juli 2015

Ein Blick auf Gertrude Stein 1959

Zum 60. Geburtstag der Reihe: ein historischer SDR Radio-Essay
Gertrude Stein im Jahr 1934 (Foto: Carl Van Vechten)
Gertrude Stein im Jahr 1934 (Foto: Carl Van Vechten)

Am 12. Juli 1955 ging beim SDR in Stuttgart erstmals der Radio-Essay auf Sendung. Seit der Fusion mit dem SWF nunmehr beim SWR angesiedelt, blickt die Reihe in diesem Jahr auf 60 Jahre Bestehen zurück.
Erster Redakteur des Radio-Essays war – nur für kurze Zeit – Alfred Andersch. Die erste Phase des Programms war von großen Autorennamen geprägt wie Arno Schmidt oder Ingeborg Bachmann. Geschrieben von Max Frisch, Regie Martin Walser, das war für diese frühe Zeit nicht untypisch, wie Stephan Krass, heutiger Redakteur, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk erläutert. Radio-Essay war damals, so Krass weiter, ein Sammelbegriff für unterschiedliche Sendeformen wie Feature, Diskussion, auch Musiksendungen, im Grunde für das ganze Programm.
Häufiger Autor der ersten Jahre war auch der Philosoph Max Bense (1910-1990), von dem der Sender einen Beitrag aus dem Jahr 1959 über die US-amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein (1874-1946), die mehr als die Hälfte ihres Lebens in Paris verbrachte, aus dem Archiv geholt hat.

Dialog-Form

Die Sendung ist aufgebaut als Dialog mit einem Gertrude-Stein-„Fachmann“ und einem Gesprächspartner, der einen guten „Sparringspartner“ mit breiterer Kenntnis abgibt. Stephan Krass erhellt dazu, dass in der Frühzeit des Radio-Essays viel dialogisch geschrieben wurde, was dann, wie in diesem...▸ weiterlesen

Eine Dame mit Hut in Paris

Die Schriftstellerin Gertrude Stein

Von Max Bense
Sprecher: Charles Wirths, Karl Renar, Lieselotte Reger, Klaus Höhne, Marianne Simon
Produktion: SDR 1959

SWR2
13. Juli 2015, 22.03 Uhr, 57 min.
Ö1, 4. Juli 2015

Aberglauben in archaischer Bauernwelt

„Das Wechselbälgchen“ – Hörspiel nach der Erzählung von Christine Lavant

„Wechselbalg, ein Kind, das angeblich einer Wöchnerin statt des ihrigen, das ihr entführt wird, untergeschoben worden. Nach nordeuropäischem Volksglauben stammt der W. von den Zwergen (Unterirdischen) oder Nixen (oder von Hexen und dem Teufel). Mißgestaltet, namentlich mit großem Kopf oder einem Kropfe […], mehr grunzend als schreiend, ist er unersättlich…“ (Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1860).

Wrga, die Bauernmagd mit einem Glasauge, hat eine uneheliche kleine Tochter, Zitha, die geistig zurückgeblieben ist, körperlich entstellt und kaum sprechen kann. Dass Zitha ein Wechselbälgchen sei, darauf besteht erst Lenz, der tüchtige Knecht „von den gläsernen Grenzbergen“, der sich in allem auskennt und Wrga einschärft, sie müsse das Kind loswerden. 
Der Knecht hat Absichten mit der Bauernmagd, denn er glaubt, in ihr diejenige zu erkennen, die ihm im Traum erschienen war und darin sagte, wenn er sie nehme, würde er aus dem Knechtsdasein herauskommen. Also sorgt Lenz dafür, dass er und Wrga eine Vollmondnacht allein im Lager im Heu verbringen. Der Pfarrer bestärkt dann Wrga darin, den Lenz zu heiraten, und er, der Geistliche, wolle ihm zur freigewordenen Gemeindebotenstelle verhelfen. Auch Lenz will heiraten, „aber der Balg dort kommt mir nicht in mein Haus“. Wrga aber widersteht, ihre Zitha will sie nicht hergeben.
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Das Wechselbälgchen

Hörspiel nach der Erzählung von Christine Lavant

Bearbeitung: Julia Hahn und Peter Rosmanith
Mit Sophie Rois, Franz Hautzinger (Trompete), Matthias Loibner (Drehleier), Peter Rosmanith (Perkussion)
Regie: Peter Rosmanith
Autorenproduktion im Auftrag des ORF 2015

Erneut gesendet am 27.2.2016 als ORF Hörspiel des Jahres 2015 (Hörerabstimmung) 

Ö1
4. Juli 2015, 14.00 Uhr, 60 min.