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MDR Kultur, 24. Mai 2017

Vertuschung großen Ausmaßes

Auch nach einem halben Jahrhundert gibt es neue Erkenntnisse zum Abend des 2. Juni 1967 – Feature-Premiere

Es kommt nicht gerade häufig vor, dass ein neues Radio-Feature, wenn ich richtig gezählt habe, von sage und schreibe acht Sendern ausgestrahlt wird. Da muss zum einen seinem Thema eine besondere Bedeutung zukommen: eine Erinnerung an den nunmehr ein halbes Jahrhundert zurückliegenden 2. Juni 1967, dem Tag des Besuchs des iranischen Kaiserpaars in der Frontstadt West-Berlin, mit den Protesten, die die Staatsgäste begleiteten – und dem negativen Höhepunkt des tödlichen Schusses eines Polizisten auf einen demonstrierenden Studenten. Es muss aber auch eine Autorin wie Margot Overath sein, wenn so viele Sender zugreifen. Für die vielfach, unter anderem mit dem Axel-Eggebrecht-Preis 2016 Ausgezeichnete, ist es nicht die erste Radioarbeit über den 2. Juni und sein Todesopfer Benno Ohnesorg: 2002 wurde bereits ein Feature produziert, das zehn Jahre später – nach neuen Erkenntnissen im Anschluss an die 2009 enthüllten Stasi-Verstrickungen des Todesschützen Karl-Heinz Kurras – in einer aktualisierten Fassung erneut gesendet wurde. In der Feature-Premiere zum fünfzigsten Jahrestag werden nun die vor fünf Jahren als neu präsentierten Ermittlungsergebnisse durch weitere Belege bekräftigt.

Noch nie gehörte Augenzeugen

Mit welchen Neuheiten ihre aktuelle Sendung aufwarten kann, darüber gab Margot Overath dem rbb in einem Interview Auskunft: „Wir […]...▸ weiterlesen

Benno Ohnesorg – Chronik einer Hinrichtung

Feature von Margot Overath
Mit Originalaufnahmen aus Reportagen vom 2. Juni 1967
Im O-Ton: Augenzeugen des 2. Juni 1967 – DemonstrantInnen, Polizisten, Reporter, Krankenhauspersonal u. a.; Otto Schily (1967 und 1970 Anwalt der Nebenklage gegen Karl-Heinz Kurras); Axel Petermann (Profiler); und andere
Sprecher: Eva Meckbach, Michael Evers
Regie: Nikolai von Koslowski
rbb/NDR/BR 2017

MDR Kultur
24. Mai 2017, 22.00 Uhr, 60 min.
SRF 2 Kultur, 17. Februar 2017

Geplagtes Wunderkind

Ein Feature zum hundertsten Geburtstag von Carson McCullers

Das Jahr 2017 bringt ein Doppeljubiläum der US-amerikanischen Schriftstellerin Carson McCullers: den 100. Geburtstag im Februar, gefolgt vom 50. Todestag im September. Ihres Hundertsten gedachte eine Reihe von Sendern – die aber alle auf eine Neuproduktion verzichteten und stattdessen ein vor zehn Jahren erstgesendetes Feature erneut ins Programm nahmen. Dies aber aus gutem Grund: Da wurde ein stimmungsvolles Hörbild mit attraktiven Sprechern aus dem Archiv geholt.

Carson McCullers, die als Lula Carson Smith am 19. Februar 1917 in Columbus, Georgia, geboren wurde, ist noch ein Kind, als sie bereits von Krankheiten geplagt wird. Ein schweres rheumatisches Fieber wird von Ärzten nicht richtig diagnostiziert. Auch in der Zeit danach und über ihr ganzes Leben muss sie immer wieder für längere Zeit das Bett hüten. Als junge Frau ist Carson Medizinern ein Rätsel, weil sie schon sehr früh Schlaganfälle erleidet – den ersten im Alter von nur 24 Jahren. 

Vom Klavier zur Feder

Carson ist als Kind außergewöhnlich musikalisch talentiert. Die schwere Erkrankung mit 15 Jahren im Winter 1932 verhindert die Karriere als Konzertpianistin. Sie beginnt zu schreiben. „Eine große Pianistin ging verloren, aber eine größere Schriftstellerin wurde geboren.“ So drückt es, in einem längeren Zitat in diesem Feature, Tennessee Williams aus,...▸ weiterlesen

„Jeden Nachmittag schien die Welt zu sterben“

Die Südstaaten-Autorin Carson McCullers

Von Manuela Reichart
Im O-Ton: Eva Demski
Sprecherinnen: Manuela Reichart (Erzählerin), Corinna Kirchhoff und Susanne Lothar (McCullers-Zitate); Ingrid Andree, Ulrich Matthes
Regie: Manuela Reichart
WDR 2007

SRF 2 Kultur, Reihe: Passage
17. Februar 2017, 20.00 Uhr, 60 min.
NPR Berlin, 7. Februar 2017

So geht Insiderhandel

Gespräch: Ein in den USA erschienenes Buch befasst sich mit einem aufsehenerregenden Finanzskandal

NPR Berlin, in der Hauptstadt auf UKW zu empfangen, wo es seit 2006 sendet, ist eine Station der Abteilung "Worldwide" von NPR, des US-amerikanischen non-profit National Public Radio.
In "Fresh Air", einer werktäglichen Interview-Sendung, unterhielt sich Dave Davies mit der Finanzexpertin und Autorin Sheelah Kolhatkar über einen 2012 aufgedeckten Fall von Insiderhandel, in den einer der erfolgreichsten Investoren der Wall Street, der mehrfache Milliardär Steven A. Cohen, und seine Firma, der Hedgefonds SAC Capital, verwickelt waren. Kolhatkar widmete dem Fall ihr Buch "Black Edge. Inside Information, Dirty Money, and the Quest to Bring Down the Most Wanted Man on Wall Street", das im Februar 2017 erschien. In den Worten von Moderator Davies "a fascinating read". Kolhatkar bezeichnet Cohens Werdegang als den „vom Tellerwäscher zum Millionär“ ("rags-to-riches story that people in the financial world love"). Der 1956 geborene Investor gründete seinen Hedgefonds SAC Capital (benannt nach seinen Initialen) 1992 mit 25 Millionen Dollar und wurde sehr schnell enorm erfolgreich. Hedgefonds mit ihrer spekulativen und gleichzeitig risikoreichen Anlagestrategie dominierten mit der Zeit aufgrund hoher erzielter Renditen die Finanzmärkte.

Erfolgreicher Hedgefonds – mit rechten Dingen?

Von Anfang an erzielte SAC Capital traumhafte Renditen – 30 Prozent...▸ weiterlesen

"Black Edge" Recounts The Biggest Insider-Trading Scandal In History

[Moderator Dave Davies spricht mit der Buchautorin Sheelah Kolhatkar]

NPR Berlin, Reihe: Fresh Air
7. Februar 2017, 18.06 Uhr, 54 min.
Deutschlandfunk, 20. Januar 2017

Keine „wunderbare Demokratie“

Manipulationen beeinflussen den Wahlausgang in den USA
Reporter-Spürnase unterwegs: Greg Palast (Pressebild)
Reporter-Spürnase unterwegs: Greg Palast (Pressebild)

Ein DLF-Dossier schaut über den großen Teich: Schon einige Zeit vor der Wahl war es ein großes Thema in den US-amerikanischen Medien – Wahlbetrug („voter fraud“), den das Wahlsystem vermeintlich ermöglicht. Der Kandidat der Republikaner Donald Trump erklärte, sicher zu sein, dass es Mehrfachwähler gebe. Bei Fox News wurde für die Wahlen von 2012 von einer Größenordnung von einer Million gesprochen. 
Die Folge: „Viele Bundesstaaten haben ihre Wählerverzeichnisse durchforstet und vermeintliche Wahlbetrüger gelöscht. Doch dabei haben sie auch viele rechtmäßige Wähler um ihr Stimmrecht gebracht. Bis zu eine Million Menschen könnten an der Stimmabgabe gehindert worden sein – und zwar vor allem Wähler von Hillary Clinton“, so Thomas Reintjes, der Autor dieser Sendung.

Introducing: Greg Palast, Reporter

Reintjes übernimmt damit ein Recherche-Ergebnis des US-amerikanischen investigativen Reporters und früheren Privatdetektivs Greg Palast, den er für diese Sendung in den USA getroffen hat. Palast hat sich unter anderem, wie er sagt, mit der „wahren Geschichte der amerikanischen Wahlen“ befasst, „die nicht sehr hübsch ist.“ Und tatsächlich, so Reintjes: „Es gibt so viele, schier unglaubliche Tricks, mit denen US-Wahlen in jüngster Zeit manipuliert wurden“, dass in einer Sendung von einer knappen Dreiviertelstunde nur zum Teil darauf eingegangen werden könne.
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Die defekte Demokratie

Wie Wahlreformen den Sieg von Donald Trump begünstigt haben

Von Thomas Reintjes
Regie: Wolfgang Schiller
Deutschlandfunk 2017

Deutschlandfunk, Reihe: Dossier
20. Januar 2017, 19.15 Uhr, 45 min.
Bayern 2, 14. Januar 2017

Bohème statt Bürgerlichkeit

Über das Verhältnis von Klaus Mann zu seinem Onkel Heinrich

Dass der ebenfalls Schriftsteller gewordene, 1906 geborene Klaus, Sohn von Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann, eine größere Nähe zu seinem Schriftsteller-Onkel Heinrich als zu seinem Vater empfunden hat, verwundert bei näherer Betrachtung nicht. Uwe Naumann, spezialisiert auf Klaus Mann und dessen Geschwister, beleuchtet dieses Verhältnis in einem Radiofeature.

Zum Onkel Heinrich haben Thomas Manns Kinder in ihren jungen Jahren, geschuldet dem „Bruderzwist“ der beiden Erfolgsautoren, vermutlich nicht viel Kontakt gehabt. „Ich habe Heinrich Manns Bücher schwärmerisch geliebt, ehe ich ihn persönlich kannte“, zitiert diese Sendung einen Beitrag Klaus Manns im Berliner Tageblatt aus dem Jahr 1931 zum 60. Geburtstag des Onkels. Als er ihn kannte, sei er „schon durch Verehrung eingeschüchtert“ gewesen. Heinrich Mann habe eine „besondere Art“, spreche immer in „gedämpftem Ton“, zeige Zurückhaltung, aber auch „konzentrierte, unheimlich gespannte Sachlichkeit. Er lässt wirklich keinen an sich heran“. 

Heinrich und Klaus im Gegensatz zu Thomas Mann

Eine engere geistige Beziehung entstand zwischen Klaus und Heinrich Mann ab Mitte der 1920er Jahre. Als Gast im Haus von Heinrich und dessen Frau Maria („Mimi“) lernte der Neffe Pamela Wedekind kennen, mit der er einige Jahre verlobt war. Mit Pamelas Vater, dem 1918 verstorbenen Frank Wedekind, war Heinrich Mann gut befreundet....▸ weiterlesen

Mon Oncle – Lieber Klaus

Die Geschichte von Klaus und Heinrich Mann

Von Uwe Naumann
Im O-Ton: Jindrich Mann, Frido Mann
Sprecher: Krista Posch (Erzählerin), Peter Fricke (Stimme Heinrich Mann), Heiko Ruprecht (Stimme Klaus Mann), Martin Umbach, Karin Anselm, Katja Bürkle
Musik: Esther Schoepf (Violine), Norbert Groh (Klavier), Klaus Kämper (Violoncello)
Regie: Gabriele Förg

Bayern 2, Reihe: Bayerisches Feuilleton
14. Januar 2017, 8.05 Uhr, 55 min.