Seit nunmehr acht Jahren untersucht der Chemieprofessor Michael Buback akribisch die Umstände der Ermordung seines Vaters, des Generalbundesanwalts Siegfried Buback und dessen beider Begleiter, im Jahr 1977. Er hat ein Buch darüber verfasst und von Herbst 2010 an einen über anderthalbjährigen Gerichtsprozess gegen Verena Becker, nach seiner Auffassung die Todesschützin, als Nebenkläger miterlebt. Ein Gericht jedoch will sich ihm nicht anschließen.
Michael Buback rekapituliert im Gespräch, wie er selber den Mord 30 Jahre lang für aufgeklärt hielt, und wie es 2007 im Kontext der Gnadendebatte für den Terroristen Christian Klar dazu kam, dass er im Team mit seiner Frau eigene Untersuchungen begann.
Michael Buback sieht es heute als erwiesen an, dass die Täter auf dem Tatmotorrad, in seinen Augen Günter Sonnenberg und Verena Becker, für die Tat nie verurteilt wurden. Beide wurden wenige Wochen nach dem Mord Anfang Mai 1977 im südbadischen Singen nach einem heftigen Schusswechsel mit der Polizei, der Schwerverletzte forderte, ergriffen. Dass sie die Tatwaffe und einen Schraubendreher, der an der Tat-Suzuki fehlte (ein „Kainsmal“ für Buback), dabei hatten, lenkte verständlicherweise auf beide einen starken Tatverdacht. Dazu fanden sich Haarspuren von Verena Becker an einem Motorradhelm, und den Ermittlungen zufolge hatte Günter Sonnenberg das Tatfahrzeug gemietet.
Dass fast 30 Augenzeugen der Tat eine zierliche Frau auf dem Tatfahrzeug gesehen haben wollten, hatte wie vieles andere kein Gewicht für die Bundesanwaltschaft, mit der Michael Buback von Anfang an „frustrierende“ Gespräche führte. Tenor: Herr Buback, Sie sehen das nicht richtig, Sie sind ja Chemiker und kein Jurist. Und der Sohn des Opfers wurde von der Bundesanwaltschaft umso schärfer angegriffen, je deutlicher er kritisch nachfragte.
Neuer Prozess gegen Verena Becker
Als ab 2010 gegen Verena Becker erneut verhandelt wurde – die Anklage lautete auf Beihilfe zum Mord –, waren Michael Buback, der als Nebenkläger auftrat, und seine Frau zunächst sehr erfreut darüber: Die aktuelle Beweislage sprach für beide deutlich für eine Frau als Täterin. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass sich quasi Anklage und Verteidigung Verena Beckers gegen die Nebenklage verbündeten – jedenfalls, wenn es darum ging, ob Becker die Todesschützin war.
Dennoch, so Michael Buback, ist in dem späten Prozess viel Interessantes herausgekommen: Das Fluchtauto, in das die Täter wechselten, ist verschwunden, somit keine weitere Spurensicherung mehr möglich. Es wurde eine Fußspur der Schuhgröße 40 gesichert – Verena Becker hat Schuhgröße 40. Sie war auch geheime Informantin des Verfassungsschutzes (für Michael Buback „des Pudels Kern“). Definitiv sagte Becker 1981 während ihrer Haftzeit gegenüber dem VS aus, wobei es Hinweise gibt, nach denen diese Zusammenarbeit bereits in den 70er Jahren bestand. Ihre Aussagen gingen damals an den Generalbundesanwalt.
„Wenn der Geheimdienst involviert ist, haben Sie keine Chance“
Ein „kluger Mann“, dessen Namen Michael Buback leider nicht nennt, habe einmal zu ihm gesagt: „Wenn der Geheimdienst involviert ist, haben Sie keine Chance“. Das habe der Nebenkläger damals nicht geglaubt.
Die Sache sei jedenfalls völlig klar, wie es ihm, so der Interviewte, einmal ein Max-Planck-Direktor (auch hier wird der Name nicht genannt) und andere Kollegen, die Bubacks Buch gelesen haben, gesagt hätten. Und Günter Sonnenberg wird von „allen Experten“ (Michael Buback) als Täter bezeichnet. So sei es unbegreiflich, dass zwei offensichtlich an der Tat Beteiligte dafür nicht verurteilt wurden.
Einen aktuellen Anlass hatte das Gespräch mit Michael Buback: Das Oberlandesgericht Stuttgart hat jüngst den von Michael gemeinsam mit seinem Onkel Horst Buback gestellten Antrag auf Klageerzwingung gegen die Ex-Terroristen Siegfried Haag und Roland Mayer abgelehnt. Glauben Sie, dass der Mord aufgeklärt wird, fragt der Moderator. Juristisch werde es wohl keine Klärung geben, so Michael Buback. „Für mich ist das schrecklich.“ Von 34 RAF-Morden sei nur einer aufgeklärt worden, der am Dresdner-Bank-Vorstandssprecher Jürgen Ponto. Die vielen Hinweise müssten reichen, „es ist völlig klar“. Kann der heute 70-jährige Michael Buback noch beharren? „Wir werden aufhören, so ist Staat“, sagt er, die Aufklärung bleibe Aufgabe der Staatsanwaltschaften und Bundesanwaltschaft.