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rbb kulturradio, 3. November 2016

Stille nach der Premiere

100. Geburtstag von Peter Weiss: zur Uraufführung der „Ermittlung“ – Feature-Wiederholung

In den überraschend zahlreichen Sendungen zum 100. Geburtstag des Schriftstellers, Malers und Filmemachers Peter Weiss war mehrmals zu hören, der am 8. November 1916 geborene und 1982 gestorbene Exil-Künstler, der von 1939 an in Schweden lebte, sei heute vergessen. Wenn mit den vielen Sendungen diesem Vergessen entgegengewirkt werden sollte, könnten sie etwas bewirkt haben.

Unter anderem wurde ein Feature wiederholt, das im vergangenen Jahr zum 50. Jahrestag der spektakulären Uraufführung des „Oratorium“ genannten Auschwitzdramas „Die Ermittlung“ gesendet wurde. Der Autor Bernd Dreiocker rückt zum einen die Entstehungsumstände dieses außergewöhnlichen Textes in den Mittelpunkt. Dank heute noch lebender Zeitzeugen wird außerdem der Tag der Uraufführung des Stücks vergegenwärtigt – eine Premiere, die in beiden Teilen Deutschlands an fünfzehn Bühnen gleichzeitig stattfand.

Peter Weiss und der Auschwitzprozess

Ab Dezember 1963 fand in Frankfurt am Main der Aufsehen erregende (erste) Auschwitz-Prozess gegen 22 Angeklagte – bis auf einen Funktionshäftling alles ehemalige Angehörige der Lager-SS – statt. Peter Weiss war dort Prozessbeobachter und, so Dreiocker, „fassungslos über die Geschichten, die sich hinter den Aussagen der Zeugen auftun“. Weiss nahm auch an einer Ortsbesichtigung des Gerichts teil – seine erste Reise nach Auschwitz. Der Schriftsteller wählte Auschwitz als „Meine Ortschaft“ – für eine...▸ weiterlesen

„Jedes Wort ist politisch“

Peter Weiss und sein Drama „Die Ermittlung“

Von Bernd Dreiocker
Sprecher: Bernd Dreiocker, Gerd Grasse
Regie: Michael Meyer
rbb 2015
Erstsendung: 15.10.2015

rbb kulturradio, Reihe: Perspektiven
3. November 2016, 22.04 Uhr, 56 min.
DRadio Kultur, 11. Oktober 2016

Stundenlohn drei Euro fünfzig

Schöne neue Arbeitswelt: die Paketefahrer

Der E-Commerce boomt, und die Nachfrage nach Paketfahrdiensten wächst. Eine Branche, der es gut geht, könnte man meinen. Das aber ist mitnichten der Fall.
In der Sendung äußern sich unter anderem zwei Paketfahr-Subunternehmer – einer von beiden ist aus der Branche inzwischen ausgestiegen –, ein Vertreter eines Zusammenschlusses von Fahrer-Subunternehmern und ein Rumäne ohne Deutschkenntnisse, der für kurze Zeit in Deutschland Pakete auslieferte.

„Manfred W.“ (Name für die Sendung geändert) liefert Medikamente aus – als Sub-Subunternehmer, was bedeutet, dass sein Auftraggeber wiederum Auftragnehmer einer großen Firma des Transportwesens ist, deren Namenszug Manfreds Lieferwagen ziert. Die Weitergabe von Aufträgen an kleinere Firmen ist in der Paketfahrerbranche üblich, das Subunternehmertum ist teilweise vielstufig. Manfred sagt, es sei unmöglich, die zeitlichen Vorgaben beim Ausliefern zu erfüllen. Die Vergütung erfolgt ausschließlich nach Tourenplan anhand eines Navigationssystems, das den tatsächlichen Verkehrsfluss nicht berücksichtige. 
Das Geld, sagt Manfred, reiche nicht aus: „Ich zahl mir selber, wenn ich alle Stunden berechne, so zwischen drei Euro und 3 Euro 50 aus. Nicht mehr.“ Sämtliche „Verspätungen“ in einem Monat zusammengerechnet bedeuteten für ihn, 400 Euro im Monat nicht bezahlt zu bekommen. Sein Auftraggeber lässt sich nur vordergründig darauf ein, dass Touren neu berechnet werden müssten, das Problem,...▸ weiterlesen

Gelockt, gelinkt und abserviert

Eindrücke aus der Paketdienstbranche

Von Frank Drescher

DRadio Kultur, Reihe: Zeitfragen. Feature
11. Oktober 2016, 19.30 Uhr, 30 min.
DRadio Kultur, 6. Oktober 2016

Wie schamanische Rituale

Antidepressiva sind vermutlich nutzlos

Etwa 10 Millionen Menschen sollen in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben an einer Depression erkranken, die, so die Autoren dieses Features, „von vielen als anhaltende bodenlose Traurigkeit, als Verzweiflung, als nicht zu überwindende Erschöpfung beschrieben wird“. Im schlimmsten Fall werden Depressive völlig inaktiv. Immer mehr Menschen, sogar Kinder, seien betroffen, laut Schätzung der Welt-Gesundheitsorganisation WHO weltweit jeder Zehnte. In Deutschland sind Depressionen inzwischen Hauptgrund für Frühverrentungen. Auf einen Therapieplatz muss man hierzulande im Schnitt sechs Monate warten. Hausärzte, zu denen die meisten dann erst einmal gehen, verschreiben gern ein Medikament. „Zwischen 2000 und 2013 hat sich in Deutschland die verschriebene Tagesmenge an Antidepressiva verdreifacht“ (Friedrichs/Padberg). Verschrieben wird laut Internet-Portal „Depression-Heute“ sogar bei Rückenschmerzen.

Falsche Ursachenergründung?

Das gängige Erklärungsmuster für Depressionen ist nach wie vor, dass die Krankheit auf einen „gestörten Hirnstoffwechsel“ (Deutsche Depressionsliga) bzw. den fehlenden Botenstoff Serotonin zurückzuführen sei. Antidepressiva sorgten dann für eine Regulierung. Allerdings ist diese Erklärung vermutlich falsch.

Der US-amerikanische Psychologe Irving Kirsch wertete mehr als zehn Jahre lang Studien der Pharmafirmen aus – nicht nur die bewusst veröffentlichten, sondern auch geheim gehaltene, deren Einblick er nach dem US-Akteneinsichtsrecht (Freedom of Information Act) verlangte. Ergebnis war, dass die Medikamente gegen Depression meist nicht besser wirkten...▸ weiterlesen

Tabletten gegen die große Traurigkeit?

Antidepressiva und ihre Wirksamkeit

Von Julia Friedrichs und Thorsten Padberg

DRadio Kultur, Reihe: Zeitfragen. Feature
6. Oktober 2016, 19.30 Uhr, 30 min.
WDR 3, 14. September 2016

Konflikte in der Sommerfrische

Hörspiel-Klangpracht: „Wellen“
Effi Rabsilber ist Sprecherin der Doralice (Foto: WDR/Anneck)
Effi Rabsilber ist Sprecherin der Doralice (Foto: WDR/Anneck)

Als „Weihnachtsgeschenk“ vor drei Jahren erstgesendet, ermöglichten zwei kurz aufeinander folgende Wiederholungen (zunächst im August bei Deutschlandradio Kultur), den Klangzauber eines Hörspiels und die bewegende Geschichte, die es erzählt, wieder- oder neu zu entdecken. Nun auch – in dieser zweiteiligen Fassung leicht gekürzt – zum Nachhören und (befristeten) Download.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert begegnet sich an der Ostseeküste eine eigentümliche Feriengesellschaft: Die als wunderschön beschriebene junge Doralice, gesellschaftlich geächtet, weil sie ihren Ehemann, den Grafen Köhne-Jasky verlassen hat, hat mit ihrem neuen Mann, dem Maler Hans Grill, ein Fischerhäuschen gemietet. Jedoch „auf Schritt und Tritt kommt einem das alte Leben entgegen“, muss Doralice konstatieren, denn sie begegnet am Strand anderen Feriengästen, die ihr aus der zurückgelassenen adligen Welt bekannt sind: Da ist der Geheimrat Knospelius, ein kleiner, verkrüppelter Mann, der in einer hohen Funktion bei der Reichsbank tätig ist. Schließlich, und damit beginnt die Geschichte, treffen drei Generationen einer adligen Familie ein: die Generalin von Palikow mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn – Baronin und Baron von Buttlär –, den drei Kindern der Buttlärs, außerdem Leutnant Hilmar von Hamm, der mit Lolo, der ältesten Buttlär-Tochter, verlobt ist, sowie die Gesellschafterin der Generalin.

Doralice...▸ weiterlesen

Wellen (1/2)

Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman von Eduard von Keyserling

Bearbeitung: Peter Steinbach
Erzähler: Hans Kremer; Doralice: Effi Rabsilber; Hans Grill: Peter Davor; Geheimrat Knospelius: Ernst Jacobi; Generalin von Palikow: Ingrid Andree; Frl. Malwine Bork: Therese Dürrenberger; Frau von Buttlär: Julia Jäger; Baron von Buttlär: Helmut Zierl; Lolo: Kathleen Morgeneyer; Leutnant Hilmar von Hamm: Trystan Pütter; Nini: Johanna Bergmann; Wedig: Daniel Rothaug; Agnes: Dagmar von Kurmin; Wardein: Georg Bühren; Ernestine: Camilla Renschke
Komposition: Henrik Albrecht
Musiker: Henrik Albrecht, Klavier; Constanze Sannemüller, Violine; Eduard Bayer, Violine; Aglaja Camphausen, Cello; Nils Imhorst, Kontrabass
Regie: Claudia Johanna Leist 
Produktion: WDR 2013
Teil 2 am 15.9.

WDR 3
14. September 2016, 19.04 Uhr, 56 min.
WDR 5, 11. September 2016

Wozu noch die NSA?

Wo doch die US-Bürger ihrer Überwachung freiwillig zustimmen – Feature-Wiederholung

Als die Journalistin Simone Hamm nach New York City zog, lernte sie aus eigener Anschauung die Folgen der Anschläge des 11. September 2001 kennen – allgegenwärtige Überwachung, verbunden mit einer beispiellosen Datensammelwut. Wiederholt am 15. Jahrestag der Attentate des 11.9., ist dieses Feature unverändert aktuell.

Die Einreise in die USA ist für Ausländer eine lang andauernde Prozedur: Immer wieder müssen die gleichen Fragen beantwortet werden – wie zum Beispiel, ob der oder die Einreisende Mitglied einer nationalsozialistischen Partei ist. Diese Fragen, so Simone Hamm, musste sie schon daheim beim Antrag auf ein Journalistenvisum, dann auf einem Formular für den Zoll im Flugzeug und nun nocheinmal bei der Einwanderungsbehörde am New Yorker Flughafen beantworten. Dabei hatte auch die Fluglinie bereits 34 Datensätze wie Telefon- und Kreditkartennummer weitergegeben. Es folgt das Scannen der Abdrücke aller zehn Finger, zweimal wird sie fotografiert. „Überall Kameras. Polizisten.“ 

„Gefühl permanenter Kontrolle“

Schon während der ersten Tage ihres Aufenthalts lernt Simone Hamm Gabriela Miller, Finanzexpertin an der Wallstreet, kennen. Gabriela Miller ist nicht ihr richtiger Name, und der O-Ton ihrer Stimme wurde für das Feature nachgesprochen, so sehr fürchtet die junge Frau, erkannt zu werden. Für ein Gespräch mit Hamm wählt „Gabriela Miller“ ein kleines Lokal, in...▸ weiterlesen

Beyond Privacy

Überwachungsalltag in den USA

Feature von Simone Hamm
Sprecher: Simon Roden, Ann Kuohn, Robert Dölle, Ulrich Marx, Axel Gottschick und andere
Regie: Thomas Wolfertz
WDR 2014
Erstsendung: 15.6.2014

WDR 5, Reihe: Dok 5
11. September 2016, 11.05 Uhr, 55 min.