„Ist doch alles Poesie, Luftsprung, Spiel im Spiel“ (Kete Parsenow in einem Brief an Karl Kraus, im Hörspiel zitiert).
Ende August 1911 begab sich Herwarth Walden, der in Berlin die avantgardistische Literatur- und Kunstzeitschrift „Der Sturm“ herausgab, auf Einladung seines Freundes, des Rechtsanwalts Kurt Neimann, mit diesem auf eine zweiwöchige „Nordlandreise“, über Kopenhagen und Oslo (das damals noch Christiania hieß) bis nach Bergen. Über diese Reise informierte er auch brieflich, so zu Beginn des Hörspiels zitiert, den „Fackel“-Herausgeber Karl Kraus. Waldens Ehefrau, die expressionistische Dichterin Else Lasker-Schüler, beginnt daraufhin, „Briefe nach Norwegen“ an die beiden Reisenden zu verfassen, die im „Sturm“, für den sie regelmäßig schreibt, veröffentlicht werden – die meisten allerdings erst, nachdem Walden und „Kurtchen“ – so die häufige Briefanrede – bereits wieder zurückgekehrt waren. Im Herbst 1912 erscheinen die Briefe in Buchform unter dem Titel „Mein Herz“ – nunmehr als Liebesroman bezeichnet. Das darauf basierende Hörspiel zitiert daneben aus Briefen hauptsächlich von Kete Parsenow, die an Karl Kraus gerichtet waren. Die Schauspielerin, auch mit Else Lasker-Schüler bekannt, war in jenen Monaten eine hellsichtige Beteiligte und Beobachterin der Kunstszene.
Die „Geliebten“
Ihre Anregung fürs Briefschreiben, so zu Beginn des Hörspiels die Autorin, der Cathlen Gawlich die Stimme leiht,...▸ weiterlesen