Blog

rbb kulturradio, 30. August 2015

Mein Herz – Niemandem

Hörspielpremiere nach einem „Liebesroman“ von Else Lasker-Schüler
Else Lasker-Schüler im Jahr 1907
Else Lasker-Schüler im Jahr 1907

„Ist doch alles Poesie, Luftsprung, Spiel im Spiel“ (Kete Parsenow in einem Brief an Karl Kraus, im Hörspiel zitiert).

Ende August 1911 begab sich Herwarth Walden, der in Berlin die avantgardistische Literatur- und Kunstzeitschrift „Der Sturm“ herausgab, auf Einladung seines Freundes, des Rechtsanwalts Kurt Neimann, mit diesem auf eine zweiwöchige „Nordlandreise“, über Kopenhagen und Oslo (das damals noch Christiania hieß) bis nach Bergen. Über diese Reise informierte er auch brieflich, so zu Beginn des Hörspiels zitiert, den „Fackel“-Herausgeber Karl Kraus. Waldens Ehefrau, die expressionistische Dichterin Else Lasker-Schüler, beginnt daraufhin, „Briefe nach Norwegen“ an die beiden Reisenden zu verfassen, die im „Sturm“, für den sie regelmäßig schreibt, veröffentlicht werden – die meisten allerdings erst, nachdem Walden und „Kurtchen“ – so die häufige Briefanrede – bereits wieder zurückgekehrt waren. Im Herbst 1912 erscheinen die Briefe in Buchform unter dem Titel „Mein Herz“ – nunmehr als Liebesroman bezeichnet. Das darauf basierende Hörspiel zitiert daneben aus Briefen hauptsächlich von Kete Parsenow, die an Karl Kraus gerichtet waren. Die Schauspielerin, auch mit Else Lasker-Schüler bekannt, war in jenen Monaten eine hellsichtige Beteiligte und Beobachterin der Kunstszene.

Die „Geliebten“

Ihre Anregung fürs Briefschreiben, so zu Beginn des Hörspiels die Autorin, der Cathlen Gawlich die Stimme leiht,...▸ weiterlesen

Mein Herz

Ein Liebesroman mit wirklich lebenden Menschen

Hörspiel nach Else Lasker-Schüler
Bearbeitung: Regine Ahrem
Mit Cathlen Gawlich, Britta Steffenhagen, Adam Nümm, Peter Matic
Musik: Michael Rodach
Regie: Regine Ahrem
rbb 2015

rbb kulturradio
30. August 2015, 14.04 Uhr, 56 min.
DRadio Kultur, 19. August 2015

Vor 50 Jahren: Braunbuch entlarvt Nazigrößen

Zum Jahrestag ein leicht verspätetes Radiofeature

Vor 50 Jahren wurde in der DDR das „Braunbuch“ über die Nazi-Vergangenheit von bundesrepublikanischen Funktionären, zum Teil hochrangigen Persönlichkeiten in verschiedensten Bereichen vorgestellt. Deutschlandradio Kultur widmete ihm ein halbstündiges Feature.

Es war SED-Politbüromitglied Albert Norden, der das „Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik – in Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz, Wissenschaft“ am 2. Juli 1965 auf einer Pressekonferenz vorstellte. Es enthielt etwa 1800 alphabetisch sortierte Namen mit einer Kurzbeschreibung.

Beispiele

Wie zum Beispiel:
- Rudolf Bilfinger, SS-Obersturmbannführer, in der Bundesrepublik Oberverwaltungsgerichtsrat.
- Josef Schafheutle, Regierungsrat im NS-Justizministerium, der unter anderem am Gesetz über Verhängung und Vollzug der Todesstrafe von 1933 mitwirkte. Nach 1945 wurde er Ministerialdirektor im Bundesjustizministerium.
- Max Frauendorfer war als Angehöriger des Stabes Reichsführer SS hauptverantwortlich für die Deportation hunderttausender Polen. Nach 1945 war er Direktor der Allianz Lebensversicherungs-AG und stellvertretender Schatzmeister der CSU.
- Fritz Gajewski, als Wehrwirtschaftsführer unter anderem mitverantwortlich für den Einsatz von KZ-Häftlingen als Sklavenarbeiter. Nach 1945 Angeklagter im Nürnberger IG-Farben-Prozess, Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates Dynamit Nobel AG, ausgezeichnet mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik.
- Hans Gramm, Ministerialrat im Nazi-Justizministerium und förderndes Mitglied der SS, wurde Senatspräsident beim Oberlandesgericht Hamburg und 1. Vorsitzender des Hamburgischen Richtervereins....▸ weiterlesen

Das Braunbuch

Albert Norden und die Kampagne zur Entlarvung von Kriegsverbrechern in Westdeutschland

Von Thomas Klug

DRadio Kultur, Reihe: Zeitfragen. Feature
19. August 2015, 19.30 Uhr, 30 min.
WDR 3, 15. August 2015

Solange ich Musik mache, habe ich keine Zeit, alt zu werden

Die Swinglegende Coco Schumann erzählt

Ein „normaler“ Lebenslauf, meint Heinz „Coco“ Schumann zu Beginn dieses Radioporträts, enthält die üblichen Stationen von der Einschulung bis zur Rente. „Was ich durchgemacht habe … da muss ein anderer Mensch fünf Leben haben …“ 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Mutter geboren, von klein auf jazz- und swingbegeistert und schon als Teenager Mitglied verschiedener Bands, brachte ihn seine Herkunft schließlich doch nach Theresienstadt, Auschwitz und Dachau – Coco Schumann schaffte es, die Hölle zu überleben. Denn, so die Autorin, immer, wenn er ganz unten war, traf er jemanden, der ihn erkannte und ihm half. Zurückgekehrt konnte er nach dem Krieg immer noch blutjung seine Musikerkarriere neu starten.

Vom Swing infiziert

Schon der kleine Heinz inhalierte den Swing, wo er ihm begegnete, anfangs in Form von Schallplatten. Benny Goodman, Teddy Stauffer und die ganz junge Ella Fitzgerald waren seine Helden. Verwandte überlassen ihm eine Gitarre und ein Schlagzeug, Heinz übt wie besessen, hat erste Auftritte in Berliner Bars und bekommt Gitarrenunterricht von dem damals prominenten Hans Korseck.
Für die Nazis ist Swing selbstverständlich „undeutsch“, ein Verbot des „Nigger-Jazz“ lässt sich aber nicht durchsetzen. Dazu ist die Musik zu populär und mitunter sogar bei strammen SS-Leuten beliebt. Heinz, inzwischen...▸ weiterlesen

Kaviar und Wassersuppe

Coco Schumann: Ein deutsches Musikerleben

Ein Porträt von Dorothee Schmitz-Köster
Sprecher: Gabriele Blum, Siemen Rühaak
Regie: Christiane Ohaus
RB 1996

WDR 3, Reihe: Kulturfeature
15. August 2015, 12.05 Uhr, 55 min.
SWR2, 10. August 2015

Ein wenig beachtetes Jubiläum

Zum 150. Geburtstag von Alexander Glasunow: die SWR2 Musikstunde
Glasunow im Jahr 1899 (Foto: Alfred Fedetsky)
Glasunow im Jahr 1899 (Foto: Alfred Fedetsky)

Der 150. Geburtstag des russischen Komponisten Alexander Glasunow am 10. August blieb im Vergleich zu anderen Komponistenjubiläen in diesem Jahr (bisher etwa Skrjabin oder Carl Nielsen) vergleichsweise unbeachtet. Beginnend an dem runden Geburtstag selbst widmete SWR2 dem Jubilar eine fünfteilige „Musikstunde“. Ein paar Fakten daraus sind hier zusammengetragen.

Eine Frühbegabung

Alexander Glasunow, der am 10. August 1865 in Sankt Petersburg geboren wurde, hatte auch ein Talent als Zeichner. Die Musik aber beeindruckt ihn am tiefsten (siehe das Titelzitat der Sendereihe), und er beginnt zu komponieren. Der Frühbegabte wird von Rimskij-Korsakow unterrichtet, der dessen rasche Entwicklung betont. Rimskij führt Glasunow beim „Mächtigen Häuflein“ ein, auch genannt Gruppe der Fünf. Sie bestand aus Rimskij selbst, Milij Balakirew, Alexander Borodin, Cesar Cui und Modest Mussorgsky. Ihr Anliegen war eine russische Nationalmusik nach dem Vorbild Michail Glinkas. Sie grenzte sich von Tschaikowsky ab, den sie zu „westlich“ fand.
Seine erste Sinfonie schreibt Glasunow mit 16. Sie wird von Balakirew in Petersburg uraufgeführt und allgemein gefeiert. Außer Mendelssohn habe keiner so gut angefangen wie Glasunow, wird Tschaikowsky berichtet. Schon kurz danach mit 17 folgt Glasunows erstes Streichquartett. Der junge Komponist wird von den älteren Kollegen erneut aufs höchste gelobt (Borodin: „ein Talent von absoluter...▸ weiterlesen

Alexander Glasunow

„Ich bin von der Musik besessen“

Mit Ulla Zierau
In 5 Folgen vom 10.-14.8.

SWR2, Reihe: Musikstunde
10. August 2015, 9.05 Uhr, 55 min.
SWR2, 9. August 2015

Einmal richtig helfen

„Wölfe, Wölfe!“ – ein neues Hörspiel von Patrick Findeis

Für sein viertes Hörspiel, das wie alle drei Vorgänger von Kai Grehn inszeniert wurde, wählte Patrick Findeis einen hochaktuellen Hintergrund: das Schicksal syrischer Flüchtlinge – wie es das Handeln einer jungen Familie in Berlin bestimmt, davon erzählt der Autor.

Das Ehepaar Jan und Katharina (Marek Harloff und Karina Plachetka) ist auf dem Sprung in eine gutbürgerliche Existenz. Mit ihrer kleinen Tochter Greta wohnen sie noch in einer Berliner Stadtwohnung, haben sich aber mit dem Kauf eines Hofes in Brandenburg ihren Zukunftstraum erfüllt, für den sie sich mit einem Langzeitkredit hoch verschuldet haben.
Der Syrer Sami (Carlo Ljubek), der in der Nachbarschaft in einem Kiosk arbeitet und den Katharina und Jan seit drei Jahren kennen, bittet sie darum, seinen Bruder Rani für eine gewisse Zeit aufzunehmen. Ranis Antrag auf Asyl in Deutschland wurde abgelehnt und seine Abschiebung nach Rumänien, von wo er kam, angeordnet. Sami will ihn dorthin auf keinen Fall zurücklassen. Jan und Katharina sind einverstanden.

Doch nicht nur Samis Bruder wollte dem Krieg in Syrien entkommen. Samis und Ranis Schwester Noue ist bei ihrer Flucht in Istanbul hängengeblieben – ihr Versuch, von Schleppern geführt nach Griechenland zu gelangen, scheiterte. Nun bittet Sami Jan und Katharina um eine viel...▸ weiterlesen

Wölfe, Wölfe!

Hörspiel von Patrick Findeis

Mit Marek Harloff, Karina Plachetka, Carlo Ljubek, Thomas Huber, Huda Zein
Regie: Kai Grehn
SWR 2015

SWR2
9. August 2015, 18.20 Uhr, 60 min.