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Deutschlandfunk, 2. Oktober 2015

„Das alles ist so primitiv“

Wie sich die deutschen Leitmedien zum Thema Griechenland gegenseitig unterbieten

Die Wirtschaftsjournalistin Brigitte Baetz stellt in einem Deutschlandfunk-Dossier das Unisono der deutschen Massenmedien zur jahrelangen Krise in Griechenland dar – insbesondere die Berichterstattung in der Zeit zwischen den beiden Wahlen in diesem Jahr, als die Syriza-Partei und ihre Leitfiguren, Ministerpräsident Alexis Tsipras und der kaum ein halbes Jahr amtierende Finanzminister Yanis Varoufakis, als Bedrohung des Abendlandes gesehen wurden. Die Autorin lässt andere Stimmen zu Wort kommen, die den Mainstream kritisieren, darunter den deutsch-griechischen Journalisten Michalis Pantelouris, den Ökonomen Heiner Flassbeck, den Medienwissenschaftler Matthias Thiele, die Politologin Gesine Schwan und Handelsblatt-Autor Norbert Häring.

Heiner Flassbeck, seit langem ein Kritiker neoliberaler Austeritätspolitik, bekennt, dass er sich vor zwanzig Jahren nicht habe vorstellen können, „dass querbeet durch fast alle Medien […] die deutsche Politik verteidigt wird. Es gibt international einen Sturm an Entrüstung über die deutsche Politik, über diese Austeritätspolitik, die Heinrich-Brüning-Politik sozusagen, die Herr Schäuble veranstaltet. Und in Deutschland ist es alles ganz ruhig und: nein, da verteidigt man es immer und nein, es ist alles notwendig und gibt gar keine Alternative und das ist ungeheuerlich.“ Der Wirtschaftswissenschaftler verdeutlicht noch einmal, dass in Griechenland, das eine steigende Arbeitslosigkeit zu verzeichnen hat und in dem die Löhne um dreißig Prozent gesunken...▸ weiterlesen

Das TINA-Syndrom

Die Griechenland-Krise in den deutschen Medien

Von Brigitte Baetz
Sprecher: Richard Hucke und die Autorin
Regie: Hermann Theißen
Deutschlandfunk 2015

Deutschlandfunk, Reihe: Dossier
2. Oktober 2015, 19.15 Uhr, 45 min.
SWR2, 28. September 2015

Der aufkommende Klavierboom

Die SWR2 Musikstunde beleuchtete Virtuosen, Entwicklungen, Szenen um 1800

Die Erfindung der Hammerklavier-Technik im 18. Jahrhundert führt bald zu einem gewaltigen Aufschwung und zur Verbreitung des Instruments. Aus Klavier-Werkstätten werden binnen dreier Generationen industrielle Großbetriebe mit Produktionszahlen von über tausend Stück jährlich. Zum Ende des 18. Jahrhunderts hin bildet sich ein Musikertyp heraus, dem man bis ins 19. Jahrhundert hinein immer wieder begegnen wird. Er vereint mehrere Funktionen in sich, ist Virtuose, Pädagoge, Verfasser von Unterrichtswerken, bisweilen Verleger oder sogar Fabrikant. Diese Gemeinsamkeiten werden bei den in den fünf Folgen der „Musikstunde“ vorgestellten Protagonisten, von denen manche heute nur noch wenig geläufig sind, wiederholt begegnen.

Pianoforte-Pioniere

1782 stirbt Johann Christian Bach, der gemeinsam mit Carl Friedrich Abel in London eine der ersten öffentlichen Konzertreihen gegründet hatte, in der Themsemetropole. Ein Jahr früher ging Wolfgang Amadé Mozart von Salzburg nach Wien, um als freischaffender Musiker sein Glück zu versuchen. Genauso wie der Bach-Sohn und nach dessen Vorbild als Klaviervirtuose und Komponist. Als Kind hatte der kleine Wolfgang auf seinen von Vater Leopold betriebenen Reisen mit der Familie durch Europa Johann Christian in London kennengelernt und sich von dessen galantem Stil beeinflussen lassen. „Die Karriere Mozarts vom musikalischen Wunderkind zum Star-Pianisten des Wiener Musiklebens fällt ziemlich deckungsgleich zusammen mit der Karriere...▸ weiterlesen

Ein Instrument spielt verrückt

Klaviere, Karrieren und Krisen um 1800

Von und mit Wolfgang Scherer
Fünf Folgen vom 28.9. bis 2.10.

SWR2, Reihe: Musikstunde
28. September 2015, 9.05 Uhr, 55 min.
Bayern 2, 19. September 2015

Die Freiheit, nein zu sagen

„Bedingungsloses Grundeinkommen“: Der Verein „Mein Grundeinkommen“ in Berlin verlost es für ein Jahr

Seit einem Jahr verlost der von dem Jungunternehmer Michael Bohmeyer gegründete Berliner Verein „Mein Grundeinkommen“ über das Internet ein auf 12 Monate befristetes „Bedingungsloses Grundeinkommen“ von 1000 Euro pro Monat. Die Mittel dafür werden per Crowdfunding gesammelt. Gleich zwei Radiosendungen befassten sich am gleichen Tag mit der Initiative, dem Verein und darüber hinaus der seit Jahren diskutierten Idee eines „Bedingungslosen Grundeinkommens“. Dahinter steht, dass allen Menschen im Land eine finanzielle Grundsicherung in gleicher Höhe ausgezahlt werden solle. Kernfrage ist, ob ein solches Modell finanzierbar wäre.

Wunsch nach solidarischerer Gesellschaft

Wer steckt hinter der Initiative und dem Verein „Mein Grundeinkommen“, der durch seine Gründung in die Medien katapultiert und nun auch von zwei Radioreportern besucht wurde? Der 30-jährige Michael Bohmeyer sagt dem Deutschlandfunk-Reporter Manfred Götzke, er habe schon länger darüber nachgedacht, das Grundeinkommen einfach mal auszuprobieren, um von der theoretischen, spekulativen Debatte wegzukommen. „Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die solidarischer miteinander sein kann, … wo es Freiräume gibt, … wo der Mensch nicht unter Ökonomisierungsdruck steht“. Und das Grundeinkommen sei ein wunderbares Mittel, um dahin zu gelangen. Ein eigenes Grundeinkommen hat sich Bohmeyer durch einen Online-Shop für Schilder erarbeitet, den er mitgegründet und dort jahrelang gearbeitet hat....▸ weiterlesen

Money for Nothing: Die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen

Von Christoph Gurk

(Weitere Sendung am gleichen Tag zum Thema: 
Das Gesellschafts-Experiment
Der Verein „Mein Grundeinkommen“ zahlt Menschen jeden Monat 1.000 Euro
Am Mikrofon: Manfred Götzke
Deutschlandfunk, Das Wochenendjournal
19.9.2015, 9.10-10.00 Uhr
Zum Nachhören)

Bayern 2, Reihe: Zündfunk Langstrecke
19. September 2015, 19.05 Uhr, 55 min.
Ö1, 12. September 2015

Ich mache, was ich liebe

Ein Gespräch mit dem Musiker Jordi Savall im Rahmen der Styriarte 2015

Der katalanische Musiker und Forscher Jordi Savall, der seit Jahrzehnten zu den führenden Persönlichkeiten im Bereich der historischen Aufführungspraxis Alter Musik gehört, wurde anlässlich seines Gastspiels beim diesjährigen Festival „Styriarte“ in Graz zu einem Gespräch eingeladen. Es begann mit einigen Bemerkungen zu seinem musikalischen Werdegang.
Savall, der ursprünglich Cellist war, machte seine ersten Erfahrungen mit Alter Musik, als er in Paris mit dem Orchester der Jeunesses Musicales spielte. Bei dieser Gelegenheit besuchte er die Bibliothèque Nationale und studierte Werke für Gambe unter anderem von Marin Marais und Sainte Colombe, Komponisten und Virtuosen des Barock. Jordi Savall entdeckte damals „so schöne Musik“ und konnte nicht glauben, dass diese nicht bekannt war und kaum gespielt wurde. So entschied er sich für die Gambe.

Mysteriöse Montserrat

In einem Gespräch mit Jordi Savall ist es wohl unvermeidlich, von seiner 2011 verstorbenen langjährigen künstlerischen und privaten Partnerin Montserrat Figueras zu reden, und so fragt auch der Interviewer Johannes Kaup, wer diese für Jordi Savall war. 
„Montserrat ist eine ganz besondere Persönlichkeit“, antwortet der Musiker, „sie war eigentlich eine sehr mysteriöse Frau. Manchmal auch nach so vielen Jahren Zusammenleben habe ich mich gefragt, von wo kommt diese Frau.“ Sie habe ihm manchmal das Gefühl...▸ weiterlesen

„Was glauben Sie?“ – Der Musiker Jordi Savall

Gestaltung: Johannes Kaup

Ö1, Reihe: Logos – Theologie und Leben
12. September 2015, 19.05 Uhr, 25 min.
SRF 2 Kultur, 9. September 2015

Zwischen Schwarzmarkt und Schreibstube

Premiere: „Bei Betty“ – ein Wolfgang-Koeppen-Hörspiel von Jan Decker

Der Hörspiel-Autor Jan Decker betrachtet einen Abschnitt im Leben des Schriftstellers Wolfgang Koeppen (1906-1996), von dem vor allem die in den 1950ern erschienene „Trilogie des Scheiterns“ („Tauben im Gras“, „Das Treibhaus“, „Der Tod in Rom“) bekannt geblieben ist. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg lebt Koeppen im Münchner Haus der Familie seiner gut 20 Jahre jüngeren Freundin Marion Ulrich. Sein Ziel ist, eine Existenz als Autor weiterführen zu können.

Den Rahmen des in 15 Bilder unterteilten Hörspiels „Bei Betty“ bildet ein – zunächst von Wolfgang Koeppen nicht vollständig ausgefüllter – Fragebogen des „Military Government of Germany“ zu seiner Person. An dem Punkt „Show the sources and amount of your annual income“ stockt er. Im nun einsetzenden Bild 1 mit der Zeitangabe November 1945 erfährt der Hörer, dass Koeppen ein Verhör durch die Amerikaner drohe, er also mit der Abgabe des Fragebogens etwas zu befürchten haben könnte. Vielleicht sogar die Internierung, wie im Verlauf des Hörspiels angedeutet wird. Allerdings ist das Ausfüllen des Fragebogens wichtig für sein Weiterkommen.

Prag 1944

Zum Überleben verkaufen Wolfgang und Marion Stücke aus dem Familienbesitz auf dem Schwarzmarkt. Er knüpft außerdem an alte Kontakte aus der Filmwelt an – in den Kriegsjahren war...▸ weiterlesen

Bei Betty

Hörspiel von Jan Decker

Wolfgang Koeppen: Till Kretzschmar; Marion Ulrich: Sophia Löffler; Paul Thomsen: Patrick Blank; Walter Nepomuk: Siegfried Terpoorten; Heribert Ginster: Silvester von Hösslin; Lothar Brandt: Albert Liebl; Mr. Zetkow: Thomas Douglas; Friederike Thomsen alias Manon Gablé: Juliane Lang; Heinz: Dirk Glodde 
Im Originalton: Jörg Döring, Peter Goedel, Werner Fritsch, Annemarie Kunzmann, Asta Scheib
Regie: Johannes Mayr
Produktion: SRF 2015

SRF 2 Kultur
9. September 2015, 20.00 Uhr, 67 min.