Montag, 9. Dezember

20.05
WDR 3

Klanglandschaften Osteuropas – Moskau
Ein Konzert von den Tagen Alter Musik in Herne 2013

Mehrstimmige liturgische Gesänge der russisch-orthodoxen Kirche aus dem 16. und 17. Jahrhundert
Russischer Patriarchatschor Moskau, Leitung: Anatoly Grindenko
Aufnahme vom 15. November 2013 aus der Kreuzkirche

Im Jahr 1983 gründete Anatoly Grindenko den Russischen Patriarchatschor Moskau mit dem Ziel, im zerfallenden Sowjetreich die lange vernachlässigte, von jeher rein vokale orthodoxe Kirchenmusik wiederzubeleben. Der Chor machte sich daran, alte Manuskripte zu entziffern, die über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten waren. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bot sich endlich die Gelegenheit, diese Musik einem internationalen Publikum zu präsentieren. Inzwischen sorgte der Chor bei hochklassigen Festivals weltweit für Furore. Auf dem Programm in der Kreuzkirche Herne steht russische Vokalpolyphonie aus einer Zeit, in der ausgerechnet Zar Iwan „der Schreckliche“, der auch selbst komponierte, für eine Renaissance der Kirchenmusik sorgte. 1551 hatte er die „Hundertkapitelsynode“ in Moskau explizit auf den miserablen Zustand der Kirchenmusik aufmerksam gemacht, den über zwei Jahrhunderte politischer Abhängigkeit vom turko-mongolischen Reich der „Goldenen Horde“ mit sich gebracht hatten. Damit legte er den Grundstein für neue Gesangsschulen, aus denen viele Meister hervorgingen und ein neuer russisch-orthodoxer Kirchenklang, der bis heute Gläubige wie bloße Zuhörer in den Bann zieht.

115 min.
Anhören: mp3-Stream HQ