Dienstag, 3. Februar 2015
Vier Juden auf dem ParnassHörspiel nach dem Theaterstück von Carl Djerassi
Mit Carl Djerassi (Erzähler), Michael Rotschopf, Karl Markovics, Jörg Ratjen, Toni Slama, Chris Pichler, Sabine Haupt, Andrea Clausen, Maria Happel
Regie: Harald Krewer
ORF 2008

Der amerikanisch-österreichische Chemiker, Schriftsteller sowie Kunstsammler Carl Djerassi, die „Mutter der Pille“, ist am 30. Januar in San Francisco 91-jährig verstorben. In seinem Theaterstück „Four Jews on Parnassus“, auf dem dieses Hörspiel basiert, konfrontiert er Adorno, Walter Benjamin, Gershom Scholem und Arnold Schönberg.
Vier Herren, allesamt Heroen der Geistes- und Kulturgeschichte, sitzen auf dem Parnass und reden. Sie hätten allen Grund, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Man hat ihnen Denkmäler errichtet und Straßen nach ihnen benannt. Dennoch sind Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Gershom Scholem und Arnold Schönberg von Zweifeln geplagt. Weniger was ihre wissenschaftlichen oder künstlerischen Karrieren betrifft. Die stehen, was die Flut von posthumen Publikationen und Lobpreisungen betrifft, gänzlich außer Zweifel. Nagend ungeklärt sind jedoch – bis weit über den Tod hinaus – manche Vorkommnisse im jeweiligen Liebes- und Eheleben der Herren. Waren die Ehefrauen auch tatsächlich treu? Ist der Briefwechsel zwischen Walter Benjamin und Adornos Frau Gretel nicht eine Spur zu intim? Hatte Arnold Schönbergs Frau Mathilde Zemlinsky etwas mit Alban Berg? Um den quälenden Zweifeln eine Ende zu bereiten, werden die Ehefrauen, eine nach der anderen, schließlich mit einem Tagesvisum auf den Parnass beordert. Starke Frauen allesamt, verhört von ihren eitlen, narzisstischen, pfauischen Männern.
Carl Djerassi führt die schwachen Seiten der großen Geister lustvoll vor. Mit Witz und Ironie gibt er Antworten auf Fragen, die die noble Kulturgeschichte erst gar nicht stellt.