rbb kulturradio, 31. Mai 2015

Die Wendeltreppe

Hollywood im Radio: Hörspielpremiere in Kunstkopfstereofonie – angelehnt an den klassischen Thriller von Robert Siodmak
Sprecherin Chris Pichler, im Hintergrund: 3D Tonkopf
Sprecherin Chris Pichler, im Hintergrund: 3D Tonkopf

Helen, das neue Hausmädchen in einem abgelegenen Landhaus im Südwesten Englands, kehrt nach einem freien Nachmittag, als es bereits zu dämmern beginnt, zu ihrem Dienst zurück. Kurz vor Erreichen des Hauses glaubt sie sich verfolgt und ändert ihren Weg, um verdächtige Stellen zu meiden. Sie weiß, dass sich mehrere Frauenmorde in der Gegend ereignet haben und wird bei Ankunft im Haus von Lady Louise, ihrer Herrin, ermahnt, dass aus diesem Grunde Vorsicht geboten sei. Die etwas verwirrt wirkende, ans Bett gefesselte Lady Warren, die Mutter von Lady Louise, fürchtet sogar um Helen und fordert sie auf, das Haus zu verlassen. 
Zum Hauspersonal gehören noch das Ehepaar Oates und Schwester Barker, die neu eintreffende Pflegerin für Lady Warren. Außerdem lebt ein Sohn der alten Lady und Bruder von Lady Louise, Professor Albert Warren, in dem Anwesen. Er ist ein begnadeter Orgelvirtuose, der früher erfolgreich konzertierte und auch im Haus immer noch gern spielt. 
Dr. Parry, Lady Warrens Arzt, trifft ein, um sich um seine Patientin zu kümmern. Er lernt Helen bei dieser Gelegenheit kennen, beide sind sich auf Anhieb sympathisch. Per Telefon erfährt der Doktor von einem weiteren Mord an einem Mädchen, das erwürgt wurde, und dass er sich schnellstmöglich auf den Weg machen soll. Bevor er geht, schärft er Helen ein, ihn beim kleinsten Zwischenfall anzurufen. 
Im Landhaus herrscht nervöse Spannung – offenbar ist der Mörder nicht weit. Der Professor trägt auf, Fenster und Türen sorgfältig zu verschließen. Da Helen sich fürchtet, bittet sie telefonisch Dr. Parry zu kommen. Der hat eine Spur – Fransen eines weißen Seidenschals – am letzten Mordopfer gefunden, übermittelt aber kurz darauf, er könne wegen eines Notfalles erst gegen Morgengrauen kommen. Lady Warren steigert den Schrecken, indem sie Helen offenbart, auch im Landhaus seien zwei Mädchen ermordet worden – die erste am Fuß der Wendeltreppe… „Er kommt näher, immer näher. Aber ich werde dich beschützen.“
Inzwischen scheinen im Haus alle Bewohner irgendwie außer Gefecht gesetzt: Der Professor hat offenbar ein Schlafmittel genommen, Mr. Oates, der zu einer Besorgung geschickt worden war, kann wegen eines Unwetters nicht heimkehren, seine Gattin hat zu viel getrunken und fürchtet sich. Lady Louise ist in ihrem Zimmer eingesperrt, Schwester Barker macht Helen Angst und hindert sie daran, die Tür zu öffnen, als es plötzlich lebhaft klopft. Ist es doch schon Dr. Parry? 
Helen ist noch einmal bei Lady Warren. Beide finden den weißen Seidenschal, das mutmaßliche Tatwerkzeug, mit dem das letzte Opfer ermordet wurde. Außerdem findet das Mädchen bei der Alten einen Revolver, den die Lady abgestritten hatte zu besitzen. Das Licht wird schwächer, Helen will nach unten zu den Gasleitungen, obwohl Lady Warren sie anfleht, nicht zu gehen…

Es ist eine skurrile Gesellschaft, auf die das junge Hausmädchen (Chris Pichler als Helen) hier „am Ende der Welt“ trifft: eine exzentrische Lady Louise (Karin Gregorek); Mrs Oates (Regina Lemnitz), die gern einen über den Durst trinkt und die neue Schwester Barker (Tina Engel) für einen Mann hält. Diese hat ihrerseits Haare auf den Zähnen, geht mit ihrem Dienstantritt gleich auf Konfrontation zu Lady Warren („die alte Hexe führt etwas im Schilde“), wobei letztere sich auch in ihrem Alter zu wehren weiß. Ein beeindruckendes Sprecherensemble, aus dem Christine Oesterleins Lady Warren herausragt, haucht diesen seltsamen Figuren – „normal“ sind hier nur Helen und Dr. Parry – Leben ein. 
Für Atmosphäre sorgen einfache akustische Mittel: Gewitter und Regen, Hinauf- und Hinabeilen von Treppen, quietschende Türen, Michael Rodachs Musik, Alan Berns’ Orgelspiel. Obwohl vom Sender so angekündigt, beruht die Hörspielbearbeitung nur indirekt auf dem Kinothriller von Robert Siodmak, in erster Linie – wie in An- und Absage des Hörspiels genannt – auf der Romanvorlage von Ethel Lina White, die ursprünglich „Some Must Watch“ hieß. Im Film ist Helen stumm, dort weicht die Handlung von der Vorlage ab. 
Das Hörspiel ist als CD im Handel erhältlich. Es bildete den Abschluss zum Mai-Schwerpunkt des rbb kulturradios, Hollywood on Air

Die Wendeltreppe

Hörspiel in 3D-Kunstkopfstereofonie von Regine Ahrem nach dem Roman von Ethel Lina White

Mit Gerd Wameling (Erzähler), Chris Pichler, Christine Oesterlein, Karin Gregorek, Tina Engel, Michael Mendl, Alexander Radszun, Regina Lemnitz, Carl Heinz Choynski, Annika Reinicke, Gerd Grasse
Musik: Michael Rodach und Alan Berns (Orgel)
Regie: Regine Ahrem
Produktion: rbb 2015

rbb kulturradio
31. Mai 2015, 14.04 Uhr, 56 min.