Am 1. April 1882 bereitet sich in dem ostungarischen Dorf Tiszeslár die mehrheitlich christliche Bevölkerung auf das Osterfest vor. Auch die jüdische Religionsgemeinde ist aktiv: Das Pessachfest wird zur gleichen Zeit gefeiert.
Esther, ein 14-jähriges Dienstmädchen, wird zu Besorgungen ins Dorfzentrum geschickt, kehrt aber nicht zurück. Zunehmend beunruhigt, machen sich ihre Dienstherrin, aber auch die Mutter des Mädchens auf die Suche nach ihr, können sie aber nicht finden. Nach der Begegnung mit einer jüdischen Familie ist Esthers Mutter von der fixen Idee beherrscht, ihre Tochter sei Opfer der Juden geworden – entsprechend der alten Ritualmordlegende, nach der Juden das Blut von Christenkindern zur Herstellung von Mazze (Fladen aus ungesäuertem Brot) zum Pessach-Fest verwendeten.
Der Fall und die Beschuldigung der Juden erregt Aufsehen bis nach Budapest, wo er von der Antisemitischen Landespartei begierig aufgegriffen wird. In Tiszeslár selbst nimmt Josef Bary, ein dorthin entsandter eifriger junger Untersuchungsrichter, „verdächtige“ Dorfjuden in Vorbeugehaft. Moritz, der ältere Sohn des Tempeldieners Scharf, liefert als Kronzeuge schließlich eine Aussage, nach der er durch ein Schlüsselloch beobachtet haben wollte, wie Esther in der „Judenkirche“ am 1. April „in den nächtlichen Stunden“ einem Ritualmord zur Gewinnung ihres Blutes zum Opfer fiel. Unter den Anwesenden hätten sich seine Eltern befunden. Nun machen sich Fahnder auf die Suche nach Esthers Leiche, werden aber trotz gründlichster Suche nicht fündig. Später sagt Moritz „ohne jeden Zwang“ detaillierter aus: Angeblich habe er an jenem Samstag (Sabbath) schon vom frühen Nachmittag an, als Esther am Wohnhaus der Scharfs vorbeikam, das ganze Geschehen beobachtet.
Fehlende Glaubwürdigkeit der Aussagen des jungen Kronzeugen stört die Boulevardpresse nicht, die den Fall auch im Deutschen Reich (und schließlich weltweit) zum Skandal macht. Der uralte Ritualmord-Verdacht gegen die Juden sei hier durch einen Beweis untermauert worden. Angeblich zu seinem Schutz wird Moritz isoliert – eine Gesetzesverletzung – und hat Kontakt nur zu seinen Gefängniswärtern. Man gewährt ihm die eine oder andere Vergünstigung.
Im Juni, mehr als zweieinhalb Monate nach Esthers Verschwinden, wird in der Nähe des Dorfes in der Theiss die Leiche eines ca. 14 Jahre alten Mädchens gefunden. Manche Befragte wollen in dem Leichnam die Verschwundene wiedererkennen, Esthers Mutter aber leugnet jede Ähnlichkeit. Der Hals des gefundenen Körpers ist jedenfalls nicht aufgeschnitten.
Die gerichtliche Untersuchung nimmt ihren Fortgang. Für die Verteidigung der 15 Angeklagten gelingt es, Karl von Eötvös, einen bekannten Juristen und liberalen Politiker zu gewinnen, der für die Zeit der Verhandlung, die im März 1883 beginnt, in die Komitatshauptstadt zieht.
Der Kronzeuge Moritz war in den vergangenen Monaten vorbereitet worden, dafür hatten der Untersuchungsrichter und seine Helfer gesorgt. Ein „bestelltes“, auswendig gelerntes Geständnis soll dem Jungen ein angenehmes Leben verschaffen. Für Dramatik sorgt der Selbstmord des anfänglich ernannten Staatsanwaltes, dem Judenfreundlichkeit nachgesagt wurde. Die antijüdische Propaganda tobt unvermindert weiter und hatte auch in Tiszeslár gewirkt, wie ein gerichtlicher Lokaltermin gut 15 Monate nach Esthers Verschwinden sichtbar macht: Das Haus der Familie Scharf ist zerstört, die Synagoge verwüstet, antisemitische Hetzplakate rufen zum Mord an Juden auf. Im Verlauf des Prozesses sieht sich gar die ungarische Regierung genötigt, Pogromversuchen vorzubeugen und Maßnahmen zu ergreifen, um Juden zu schützen.
Beim Ortstermin erweist sich nun, dass die Schilderungen des Kronzeugen aus seinem Geständnis nicht nachvollziehbar sind, angefangen bei der Unmöglichkeit, all das durch das Schlüsselloch gesehen zu haben, was Moritz gesehen haben will.
Das Urteil, das am 3. August 1883 nach dem bis dahin längsten Prozess der ungarischen Rechtsgeschichte gesprochen wird, lautet auf Freispruch aus Mangel an Beweisen. Das Aufsehen erregende Verschwinden der Esther Solymosi, die Ritualmord-Beschuldigung und der lange Prozess wirken nach bis in die Gegenwart: Auch heute noch pilgern Neonazis an Esthers Grabmal in Tiszeslár, um des „jüdischen Verbrechens“ zu gedenken. „Ich kann nur hoffen, dass Ungarn ein Land bleibt, in dem Juden weiterhin leben können“, sagte im vergangenen Jahr Péter Tordai, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Budapest. In der Donaurepublik zeigt sich der Antisemitismus besonders unverhüllt.
Eine spannende und lehrreiche Dokumentation, deren Wirkung noch dadurch erhöht wird, dass sie streckenweise wie ein Doku-Spiel inszeniert ist.