Organisiert von MDR, Medienstiftung der Sparkasse Leipzig und Europäischer Rundfunkunion (EBU) gastierte zu ihrer 40. Tagung die jährlich stattfindende „International Feature Conference“ vom 11. bis 15. Mai in Leipzig. Zum Thema Zukunft des Radiofeatures in der digitalen Medienwelt trafen sich Radiomacher und Dokumentaristen aus zahlreichen Ländern. Dabei ging es um das Feature als Königsform der journalistischen Darstellung im Radio und die Entwicklung des Genres im Internet. Radioproduktionen aus Ländern verschiedener Kontinente wurden präsentiert und kritisch diskutiert. Ebenso standen Workshops auf dem Programm.
Sind die Tage des guten alten Radios gezählt? Dominiert schon das Smartphone als Endgerät, wie wichtig sind Podcasts bereits als Hörquelle verglichen mit dem Live-Hören? Und was bedeutet das für das Radiofeature? Dessen Eigenschaften sind die sorgfältige Recherche, aufwändige Produktion – oft auch künstlerisch oder subjektiv –, mit Klängen und in Szenen erzählt. Die Konferenz brachte Radiomacher und Internet-Techniker zusammen und ließ sie streiten, berichtet Ulf Köhler, Leiter der Feature-Redaktion von MDR Figaro. Zum einen, so Köhler, entziehen die neuen Plattformen auch den Kulturradios Hörer, zum anderen sind Internet-Medien immer auch Bildschirmmedien – mit weitreichenden Folgen für ein „nur“ auditives Format wie das Radio-Feature. Als innovativ gilt in der Szene das Beispiel des britischen Guardian. Das nach wie vor als Tageszeitung bekannte Organ arbeitet in Webdokus mit Texten und Fotos, Interviews und Infografiken, Audios und Videos, die zu einer komplexen multimedialen Erzählung montiert werden. Dass auf die Stärke der Töne aber nach wie vor gesetzt werden kann, zeigten die Debattenbeiträge auf der Feature Konferenz.
Paul Kohl mit dem Axel-Eggebrecht-Preis ausgezeichnet
Am 14. Mai wurde innerhalb der Feature Konferenz der Autor Paul Kohl mit dem Axel-Eggebrecht-Preis für ein Radiofeature-Lebenswerk ausgezeichnet. Gestiftet hat den Preis die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, er wird (abwechselnd mit dem Günter-Eich-Preis für ein Hörspiel-Lebenswerk) seit 2008 alle zwei Jahre verliehen, in diesem Jahr zum vierten Mal.
Der 1937 in Köln geborene Paul Kohl ist seit 1970 Hörfunkautor, sein erstes („wirkliches“) Radiofeature schrieb er 1986 (Steh auf, es ist Krieg. Vom Überfall auf die Sowjetunion). Er beschäftigt sich mit historischen und Themen der jüngsten Zeitgeschichte, Biographien oder Ökologie. Paul Kohl stellt „sich und die Schlüsse aus seinen tiefgehenden Recherchen nicht in den Vordergrund, sie dienen ihm lediglich als Basis seiner Fragen, die er beharrlich und beharrend formuliert. Aussagen und Argumente werden unaufgeregt in eine präzise Sprache gefasst, sorgfältig Gegenargumenten gegenübergestellt, und dramaturgisch geschickt verwoben. Dabei bleibt die Haltung des Autors zu seinem Thema nie verborgen. Der gedankliche Freiraum, der durch die sorgfältige Montage aller Elemente entsteht, lässt jedoch auch Platz für die eigene Meinungsbildung des Hörers“, würdigt die Medienstiftung den Autor.
Anlässlich der Preisverleihung wurde Paul Kohls Arbeit „Das Attentat. Wer hat Alfred Herrhausen ermordet?“ im rbb kulturradio wiederholt (erneut am 17.5. um 9.05 Uhr bei Ö1). Eine Aufzeichnung der Preisverleihung ist am 22. Mai um 22.00 Uhr auf MDR Figaro in der Reihe Diskurs zu hören.
Quellen: mdr.de, leipziger-medienstiftung.de